Meldungen 2022

Vorträge "Rübenanbau Kompakt" jetzt noch einmal ansehen

Die Vorträge der Online-Veranstaltungsreihe "Rübenanbau Kompakt" die am 13.12.2022 stattfand,können Sie sich hier noch einmal anschauen:

„Blattkrankheiten - wie halte ich meine Bestände gesund?“

„Die Basis ist entscheidend - mit gesunder Wurzel zum Erfolg!“

„CONVISO SMART - Herbizid tolerante Sorten nur gezielt einsetzen!“

Interessengemeinsachft Ökorübenanbau im DNZ gegründet

Die Förderung des wirtschaftlichen Ökorübenanbaus in Norddeutschland ist das zentrale Ziel der Interessengemeinschaft Ökorübenanbau. Sie soll zum einen die Interessen gegenüber der Nordzucker AG bündeln und die Verhandlungsposition der Ökoanbauer stärken. Zum anderen soll der Zusammenschluss als Plattform zum Austausch über Produktionstechnik und Versuchsprojekte dienen.

Auf der Gründungsversammlung der IG Ökorübe am 8.12.2022 wählten die rund 40 anwesenden Ökorübenanbauer als erste Amtshandlung drei Vertreter aus ihren Reihen für die Verhandlung der Anbau- und Lieferbedingungen mit Nordzucker. Markus Blomberg (Algermissen/Wätzum), Ove Claußen (Kronprinzenkoog) und Moritz Reimer (Hornburg) werden zukünftig, gemeinsam mit DNZ-Geschäftsführer Dr. Heinrich-Hubertus Helmke, in der Öko-Rübenkommission mit Nordzucker-Vertretern an einem Tisch sitzen und sich für die Belange des Ökorübenanbaus einsetzen. Unterstützt werden die Verhandlungsführer weiterhin von der Arbeitsgruppe Ökorübenanbau, in der aktuell 12 Praktiker mitarbeiten. Die Arbeitsgruppe wird einberufen, wenn vertiefende Beratung zu Verhandlungsthemen oder anderen Schwerpunkten nötig ist. Weitere interessierte Teilnehmer für die Arbeitsgruppe sind jederzeit herzlich willkommen.

„Ich freue mich sehr, dass Sie heute diesen Schritt getan und die Interessengemeinschaft der Ökorübenanbauer gegründet haben. Denn für eine wirksame Interessenvertretung ist es sehr wichtig, viele Gleichgesinnte zu vereinen und mit einer Stimme zu sprechen“, betont Ralf Tegtmeyer, stellvertretender Vorsitzender des DNZ, in seinem Schlusswort.

Die IG Ökorübe ist nun ein fester Bestandteil in der Struktur des Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer. Wie bisher auch erfolgt die Betreuung der Öko-Themen arbeitsteilig zwischen DNZ und Regionalverbänden.

 

 

Verhandeln für die Ökoanbauer (v.l.): Dr. H.-H. Helmke, Moritz Reimer, Markus Blomberg und Ove Claußen
Rund 40 Teilnehmer waren zur Gründungsversammlung der Interessengemeinschaft Ökorübe erschienen.

Rege Beteilung an Kundgebung anlässlich UMK

Vom 23. – 25. November 2022 fand die 99. Umweltministerkonferenz (UMK) in Goslar statt. Sie ist die Fachministerkonferenz für Umweltpolitik, in der die Umweltministerinnen, -minister, -senatorinnen und -senatoren des Bundes und der Länder mit Stimmrecht vertreten sind.

Das Landvolk Niedersachsen und die Landvolkverbände Braunschweiger Land hatten zu einer Menschenkette durch Goslars Innenstadt und einer anschließenden Protestkundgebung aufgerufen. Unter dem Motto „Die Landwirtschaft dient allen – Die aktuelle EU-Agrar- und Umweltpolitik nicht!“ haben rund 1.500 Demonstranten ihren Unmut zum Ausdruck gebracht. Vertreter des DNZ und der regionalen Anbauerverbände haben bei der Protestbewegung Flagge gezeigt und sich für faire Wettbewerbungsbedingungen ausgesprochen. Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies hat symbolisch das EU-Maßnahmenpaket an Umweltminister Christian Meyer zurückgegeben mit der Bitte, dieses stellvertretend für die Agrarbranche an die EU weiterzuleiten. Die Maßnahmen zur Pflanzenschutzreduktion, die Einschränkungen in den Roten Gebieten und die Wiedervernässung von Mooren sind Punkte, die beim Berufstands besonders in der Kritik stehen. Der Diskussion stellten sich neben Minister Meyer auch Mecklenburg-Vorpommers Umwelt- und Klimaschutzminister Dr. Till Backhaus (SPD) und Hessens Umweltministerin Priska Hinz. Man werde im Dialog bleiben und gemeinsam Lösungen entwickeln, so das Fazit der Kundgebung.

Gemeinsam mit rund 1.500 Demonstrationsteilnehmern wurde gegen die EU-Agrarpolitik protestiert.
Stellvertretend für den Berufsstand wurde das EU-Maßnahmenpaket von Landvolkpräsident Hennies an die Minister Backhaus, Meyer und Hinz zurückgegeben.

 „Landwirtschaft dient allen – Die aktuelle EU-Agrar- und Umweltpolitik nicht!“

Anlässlich der 99. Umweltministerkonferenz, die vom 23.- 25. November 2022 in Goslar stattfindet, rufen zahlreiche Verbände am kommenden Freitag zu einer Protestkundgebung auf. Auch der DNZ unterstützt die Initiative des Niedersächsischen Landvolks und bittet um rege Beteiligung an der Kundgebung unter dem Motto „Landwirtschaft dient allen – Die aktuelle EU-Agar- und Umweltpolitik nicht!“.

Anlass des Protestes sind die neuen EU-Verordnungen zur Agrar- und Umweltpolitik – so zum Beispiel die Pflanzenschutzreduktion von 50 Prozent bis 2030 oder die Änderungen der Roten Gebiete. Das von der EU-Kommission angedachte Maßnahmenpaket schade der heimischen Landwirtschaft und erwecke den Eindruck, dass die Landwirtschaft in Deutschland abgeschafft werden solle. Wie soll die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft aussehen? Wie wird sich der ländliche Raum verändern? Und welche Herausforderungen werden damit für die ländliche Bevölkerung verbunden sein? Diese und weitere Fragen sollen in einer Kundgebung am Freitag, 25. November 2022 von 10 – 13:00 Uhr gemeinsam mit der Politik erörtert werden. Treffpunkt für die Kundgebung ist der Jacobikirchhof in Goslar. Dabei geht es den Verbänden um einen konstruktiven Dialog auf Augenhöhe, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Ziel ist es, mit der Politik ins Gespräch zu kommen und das untragbare Paket stellvertretend für die EU an die Bundes- und Landministerien zurückzugeben. 

Weitere Informationen zu Ablauf, Anfahrt etc. finden sich hier

Mehr Science-Fiction auf dem Acker: Landwirtschaft der Zukunft

Niedersachsen ist Agrarland Nr. 1. Rund 2,6 Millionen Hektar Land werden landwirtschaftlich bearbeitet – darunter 1,9 Millionen Hektar als Ackerland genutzt. Etwa 400.000 Menschen in Niedersachsen arbeiten im landwirtschaftlichen Bereich. Grund genug, um in die Zukunft der Landwirtschaft zu schauen. Die PhotonicNet GmbH, ein Innovationsnetz für Optische Technologien, hatte daher am 15. November 2022 zu einem Webinar mit dem Thema „Präzise und intelligent – Wie/so ackern wir in der Zukunft?!“ eingeladen.

Im Gespräch mit Prof. Dr. Joachim Herzberg (Universität Osnabrück), Stefan Büsching (Grimme Landmaschinenfabrik), Volker Hahn (Landwirt/Vorsitzender Landvolk Hannover und Netzwerk Ackerbau Niedersachsen), Dr. Benjamin Kowalski (Innovationszentrum Niedersachsen) und PH Dr. Merve Wollweber (Laser Zentrum Hannover) wurden Aspekte aus Forschung, Wirtschaft und Agrarpraxis erörtert.  Tanja Föhr (Agentur für Innovationskulturen) moderierte die Gesprächsrunde und stellt die Frage, was künftig mittels künstlicher Intelligenz (KI) möglich sein werde? Welchen Nutzen werden wir daraus ziehen? Und: Lohnt sich das überhaupt?

Für den Landwirt Volker Hahn muss die Nutzung von intelligenten Systemen betriebswirtschaftlich sinnvoll – und vor allem schnell sein, da für viele Ackerkulturen oft nur ein kurzes Zeitfenster für Unkrautbekämpfung, Düngung und Ernte bereitstehe. Zudem seien neue Systeme zunächst oftmals störanfällig; ihr Umgang und die Sicherheitsbestimmungen würden immer komplexer. Daher steht für ihn eine gute Vernetzung im Vordergrund. Auch sieht er Chancen in der Züchtung.

Stefan Büsching als Vertreter der Landtechnik stellt ebenfalls den Landwirt in den Mittelpunkt. Durch die Verknüpfung von Pflanzenbau und Technik würden neue Lösungen entwickelt, die zu einer Absicherung der Erträge führen. Angesichts von acht Milliarden Menschen auf der Erde sei die Ernährungssicherheit auch weiterhin vorderstes Ziel der Landwirtschaft. Die Politik müsse sich Zeit nehmen, damit Innovationen entwickelt werden könnten.

Assistenzsysteme helfen, leichter miteinander zu kommunizieren, ist sich Prof. Herzberg sicher. KI könne aber nur beraten – entscheiden müsse der Mensch! Deutschlands Technikhersteller seien extrem exportstark und zeigten sich offen und innovationsfreudig. Als Technik-Optimist stellt sich für ihn die Frage, wie sehr sich die Gesellschaft diesem Innovationsklima öffnet. Dazu seien geteilte Zukunftsbilder und gute Vorbilder notwendig.

Dr. Kowalzki sucht nach neuen Geschäftsideen für die Landwirtschaft. Dazu bedürfe es sowohl Träumer als auch kritische Fachleute. Er sieht Landwirte als „Wächter des Naturhaushaltes“ und plädiert ebenfalls für eine Technologie-Offenheit. Dazu müsse sich der Werkzeugkoffer der Landwirte neu füllen, wobei die Entwicklung nicht an den Praktikern vorbeigehen dürfe.

Auch Dr. Wollweber kann sich mehr Science-Fiction auf dem Acker vorstellen mit zahlreichen Roboterschwärmen, die individuell und kleinteilig z. B. Unkraut beseitigen. Optische Sensorik sei schon in vielen Landmaschinen verbaut – die Lasertechnik könne hier eine sinnvolle Ergänzung bieten. Zusammen könne man ohne den Einsatz von Chemie oder Eisen noch Potenziale heben auf dem Gebiet der alternativen Bodenbewirtschaftung. Als Co-Moderatorin des Webinars wünsche sie sich mehr Mut, Innovationen zu unterstützen und neue Dinge auszuprobieren.

Alle Ergebnisse aus den Gesprächen und Chat-Fragen der rund 120 Teilnehmer hat Moderatorin Föhr in kleinen Grafiken und Stichpunkten festgehalten und während des zweistündigen Webinars geteilt. Die Lösung zu einer präzisen und intelligenten Ackerbearbeitung liege darin, noch mehr miteinander zu kooperieren und einen Suchraum für Innovationen zuzulassen, so das Fazit. Föhr dankte ihren Gesprächspartner für neue Impulse, die mit Wissen hinterlegt worden seien. Im Schulterschluss von Forschung, Wirtschaft und Agrarpraxis rief sie dazu auf, neues auszuprobieren.

Praxisnahe Ursachenforschung für Ertragsdepression

Seit etwa zehn Jahren wachsen auf verschiedenen Sandstandorten die Erträge nicht mehr mit. Die Zuckerrübenanbauerverbände wollen der Ursache auf den Grund gehen und haben in einem Gemeinschaftsprojekt mit Nordzucker gezielt Streifen mit verschiedenen Sorten angelegt, die speziell beerntet werden. Zudem wurden Bodenproben auf verschiedene Schaderreger untersucht. Ziel ist es herauszufinden, ob die Ertragsdepression auf Nematoden oder einen Toleranzbruch bei Rizomania zurückzuführen ist.

Auf insgesamt acht Standorten auf Sandböden in der Region zwischen Hannover und Braunschweig wurden Sorten ausgedrillt, die verschiedene Toleranzen besitzen:

  • Nicht nematodentolerant und nur einfache Toleranz gegenüber Rizomania
  • Nematodentolerant und nur einfache Toleranz gegenüber Rizomania
  • Nicht nematodentolerant und doppelte Toleranz gegenüber Rizomania
  • Nematodentolerant und doppelte Toleranz gegenüber Rizomania

Auf dem Standort in Uetze mit 22 Bodenpunkten wurden die Rüben des Betriebs Bergmann aus Hänigsen beispielsweise insgesamt sechs Mal beregnet. Zur Beerntung des Versuches in Handrodung werden zunächst 16 Parzellen von zehn Quadratmetern abgesteckt. Die rund 100 Rüben jeder Parzelle werden geköpft, in Säcke gerodet, etikettiert und zur Analyse ins Labor der Zuckerfabrik Clauen transportiert. Neben der wichtigen Ertragsbestimmung werden auch Zuckergehalt sowie die Kalium-, Natrium- und AminoN-Konzentration untersucht.

Auch auf einigen schweren Standorten sind bereits Ertragseinbrüche zu beobachten. Betroffen sind einige Standorte im Naturraum Uelzen sowie in der Hildesheimer Börde, wo auch in den 1980er Jahre Rizomania erstmals aufgetreten ist. Wenn klar ist, ob die Ertragseinbrüche durch Nematoden und/oder Toleranzbruch Rizomania verursacht sind, kann der Landwirt gezielt mit entsprechenden Sorten arbeiten und wieder hohe Erträge erzielen.

Die Ergebnisse der breitangelegten Streifenbeerntung werden Anfang nächsten Jahres vorgestellt.

Franziska Meyer und Christina Heidkamp-Heineke (v.l.) vom Zuckerrübenanbauerverband Niedersachsen-Mitte und Südniedersachsen vermessen die Parzellen.
Die Zuckerrüben werden von Geschäftsführer Dr. Clemens Becker von Hand geküpft.
Nach der Handrodung werden vereinzelt Rüben schon mal genau unter die Lupe genommen.
In Säcke verpackt, werden die Rüben ins Labor der Zuckerfarbik Clauen gebracht und auf unterschiedliche Parameter analysiert.

1. Rübenlaborringvergleich 2022

Bei anfänglichem Nieselregen fand am Dienstag, 18. Oktober 2022 in Nordstemmen der 1. Rübenlaborringringvergleich in diesem Jahr statt. An dem Vergleich nehmen Labore der Zuckerfabriken in Anklam, Clauen, Klein Wanzleben, Nordstemmen, Schladen, Uelzen sowie Lage teil. Darüber hinaus werden auch in den Laboren des Instituts für Zuckerrübenforschung (IfZ) in Göttingen und bei dem Züchtungsunternehmen KWS in Einbeck Proben untersucht. Für einen objektiven Vergleich werden 180 Säcke mit jeweils 20 entblätterten, homogenen Rüben von einem Anbaustandort beprobt.

Im Rübenlabor werden die Rüben im Beisein von Fabrik- und Verbandsvertretern zunächst gewaschen, zu Rübenbrei verarbeitet und dann auf ihren Zuckergehalt und auf ihre Kalium-, Natrium- und AminoN-Konzentration untersucht. Die Auswertung erfolgt mittels Frischbrei- und Gefrierbreianalyse. Ergänzend werden für jedes Labor Rückstellmuster eingefroren und zu einem späteren Zeitpunkt untersucht. Hinzu kommt die regelmäßige Überprüfung des Polarimeters mittels einer definierten Testlösung. Etwaige Auffälligkeiten werden festgehalten, um Einstellungen zu überprüfen und Fehler zu beheben. Sie ist eine transparente objektive Qualitätskontrolle, die es bei anderen Fruchtarten nicht gibt.

Vertreter der regionalen Zuckerrübenanbauerverbände packen mit an und sammeln Rübenproben für eine objektive Analyse in den Rübenlaboren.
Im Rübenlabor wie hier in Nordstemmen werden die Rüben zunächst gewaschen, zu Rübenbrei verarbeitet und dann auf ihren Zuckergehalt und auf ihre Kalium-, Natrium- und AminoN-Konzentration untersucht.

Erfolgreicher Auftritt beim Landeserntedankfest in Hildesheim

05.10.2022  Das diesjährige Landeserntedankfest Niedersachsens fand am 2. Oktober in der Basilika St. Godehard in Hildesheim in Zusammenarbeit mit der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e. V., der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen und der Pfarrgemeinde St. Godehard statt.

DNZ und Nordzucker waren Partner des diesjährigen Landeserntedankfestes. Im Pfarrgarten stellten Verbände und Initiativen aus der Region sich und ihre Projekte zu Themen wie Landwirtschaft und Ernährung vor. Die Zuckerrübenanbauerverbände waren mit einem Stand vertreten und haben zu dem Forschungsprojekt rund um die Unkrautbekämpfung mit Lasertechnologie informiert.

Eckhard Hinrichs und Dirk Wollenweber präsentieren der niedersächsischen Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast das Projekt zur chemiefreien Unkrautbekämpfung mit Lasertechnik.
Die Zuckerrübenanbauerverbände waren mit einem Stand auf dem Landeserntedankfest in Hildesheim vertreten und haben u. a. zum Forschungsprojekt rund um die Unkrautbekämpfung mit Lasertechnologie informiert.

Stellungnahme der deutschen Zuckerwirtschaft zur geplanten EU-Pflanzenschutz-Verordnung

Die EU-Kommission hat im Juni einen Entwurf zur Verordnung des EU-Parlaments und des Rates über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln vorgestellt. Hintergrund ist, dass die bisherige Richtlinie von 2009 bis zum Stichtag 26.11.2011 von einigen EU-Mitgliedsstaaten nur mangelhaft umgesetzt wurde. Daher plant die EU-Kommission nun, strengere Vorschriften in Form einer Verordnung auf den Weg zu bringen, die unmittelbar in allen Mitgliedstaaten gelten soll. Mit dieser verbindlichen Rechtsvorschrift sollen gleichzeitig auch die Ziele des Green Deals und der Farm-to-Fork-Strategie erfüllt werden. Die konsequente Harmonisierung der bisher weitgehend nationalen politischen Rahmenbedingungen hinsichtlich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln könnte zwar dazu beitragen, Handelsverzerrungen zwischen den Mitgliedstaaten zu verringern und würde damit den EU-Binnenmarkt stärken. Kritisch anzumerken ist aber, dass damit die Anwendungsvorschriften gleichzeitig erheblich verschärft und neue bürokratische Hürden für die Landwirtschaft aufgebaut werden.

Der derzeitige EU-Vorschlag beinhaltet im Wesentlichen folgende Zielsetzungen:

 1.     Halbierung des chemischen Pflanzenschutzes bis 2030

2.     Verpflichtung zur Umsetzung des integrierten Pflanzenschutzes

3.     Flächendeckende Erfassung und Kontrolle von Anwendungsdaten

4.     Öffentliche Konsultationen bei der Aufstellung von kulturspezifischen Vorschriften

5.     Verbot für chemische Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten

Seitens des landwirtschaftlichen Berufsstandes, der Pflanzenschutzindustrie sowie von zahlreichen Verbänden und Interessengemeinschaften regt sich Widerstand gegen die geplante Verordnung. Namens der deutschen Rüben- und Zuckerwirtschaft hat auch die  Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) eine eigene Stellungnahme verfasst. Darin kritisiert sie u.a. die willkürlichen Reduktionsziele für chemische Pflanzenschutzmittel und fehlende Alternativen. Zudem sei der Zeitrahmen unrealistisch, um tragfähige alternative Lösungen in Bezug auf Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit zu entwickeln. Moderne technische Innovationen wie Spot- und Smart-Spray-Applikationen oder Hacke-Bandspritze-Kombinationen könnten helfen, Pflanzenschutzmittel künftig noch gezielter einzusetzen und im Gesamtumfang deutlich einzusparen. Um da hinzukommen, sei aber die finanzielle Förderung von Investitionen in innovative Verfahren wesentlich hilfreicher als das Anordnen von Verboten. Die WVZ spricht sich zudem für schnellere Genehmigungsverfahren aus und fordert die EU-Kommission auf, die Anwendung von neuen genomischen Züchtungstechniken in der EU zu ermöglichen.

Nach aktueller Einschätzung würde die unveränderte Umsetzung der EU-Pläne den Rübenanbau in Deutschland erheblich gefährden. Die Auswirkungen wären zudem regional sehr unterschiedlich, da z. B. die Landwirtschaft in bestimmten Schutzgebieten besonders betroffen wäre. In einigen Regionen müssten die Betriebe möglicherweise den Rübenanbau komplett einstellen. Dies würde insbesondere für die betroffenen Zuckerfabriken zu erheblichem Rohstoffmangel führen und damit diese Verarbeitungsstandorte in Frage stellen. Verluste von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung im ländlichen Raum wären unweigerlich die Folge. Auch die Umstellung auf Ökolandwirtschaft wird keine echte Alternative sein, da die Absatzmärkte für Biozucker bereits heute gesättigt sind.

Den vollständigen Text der WVZ-Stellungnahme finden Sie hier.

Nachhaltige Biokraftstoffe können REPowerEU-Strategie stärken

Anlässlich des russischen Angriffskrieges und der aktuellen Tank-Teller-Debatte, haben Vertreter der Biokraftstoff-Branche in einem offenen Brief an die EU-Kommission deutlich gemacht, welchen Beitrag nachhaltige Biokraftstoffe leisten können. Neben der EU- Präsidentin Ursula von der Leyen werden auch die EU-Kommissare für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Binnenmarkt, Umwelt und Landwirtschaft adressiert.

Europa ist zwar schon seit mehreren Monaten mit einem Anstieg der Energiepreise konfrontiert, das Problem wird jetzt aber durch die unsichere Versorgung verschärft. Durch die im März 2022 vorgelegten Vorschläge unter dem Titel „REPowerEU“ sollen die Gasversorgung diversifiziert und die Einführung von Gas aus erneuerbaren Quellen für Heizung und Stromerzeugung beschleunigt werden. Die Notwendigkeit Europas, seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und seine Energieunabhängigkeit zu sichern, ist dringlicher denn je.  

Verbände[1] auf europäischer und nationaler Ebene, die Europas Landwirte und Agrargenossenschaften, die Pflanzenölproduktion, erneuerbares Ethanol und Biodieselsektoren vertreten, fordern die EU-Kommission auf, nachhaltige Biokraftstoffe in ihre Strategiepläne miteinzubeziehen. Biokraftstoffe hätten sich bewährt, würden im Inland produziert und verfügten über erschwingliche Technologien zur nachhaltigen und sofortigen Reduzierung der Emissionen im Straßenverkehr. Als führende Quelle für erneuerbare Energien spielten sie schon jetzt eine wertvolle, strategische Rolle. Die Verbände verweisen dabei auf den jüngsten Eurostat-Bericht, wonach Biokraftstoffe insgesamt mehr als 90 Prozent der erneuerbaren Energien im Verkehr ausmachen.

Damit die EU das Ziel einer Energie- und Nahrungsmittelunabhängigkeit vollständig verwirklichen könne, müsse der gesamte Bioenergiesektor mobilisieren werden, so die Verbände in ihrem Brief. Die Bioraffinerien innerhalb der EU müssten dazu voll ausschöpft werden, um nachhaltig angebaute Rohstoffe in Lebensmittel, Futtermittel, Kraftstoffe und andere wertvolle Nebenprodukte umzuwandeln. Europa sei dazu eindeutig in der Lage, ist sich die Branche sicher. Ethanol und Biodiesel aus nachhaltigen Rohstoffen reduzierten nachweislich die Treibhausgasemissionen von Benzin-, Diesel- und Hybrid-Pkw, Lieferwagen, Lastkraftwagen und Bussen. Neue Infrastrukturinvestitionen wären hier nicht separat erforderlich.

Ferner trage die Produktion von Biokraftstoffen in europäischen Bioraffinerien auch zur Ernährungssicherheit der EU bei. Denn sie lieferten wichtige Protein-Nebenprodukte für die menschliche und tierische Ernährung. Zudem ersetzten Abfälle und Rückstände, die sonst entsorgt würden, fossil-basierte Chemikalien in unterschiedlichen Anwendungen – von Kosmetika und Händedesinfektionsmitteln bis hin zu Lösungsmitteln und Beschichtungen.

Für die Ausarbeitung der REPowerEU-Strategie machen die Verbände daher darauf aufmerksam, dass nachhaltige Biokraftstoffe noch vielfältiger und effektiver genutzt werden könnten. Aktuell würden sie helfen, importiertes Öl zu ersetzen.


[1] CEFS, CEMP, CIBE, CopaCogeca, EBB, EOA, ePure, EWABA, FEDIOL, APPA, APPB, Assitol, Assocostieri, Assodistil, BDBe. KIB. MVO, SNPAA, VDB.

Wirtschaftsminister Althusmann im Gespräch mit Landwirten und Verbänden

Am Freitag, den 06. Mai 2022 besuchte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann den Landkreis Uelzen. Auf ihren landwirtschaftlichen Betrieb eingeladen hatte Juliane von der Ohe aus Haarstorf, Mitglied in der Regionalvertretung des Rübenanbauer- und Aktionärsverband Nord e.V. und Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU.

Althusmann diskutierte mit Vertretern aus Regionalpolitik, der Landtechnik (Firma Fasterholt), des Bauernverbandes Nordostniedersachsen e.V., der VSE und des Rübenanbauer- und Aktionärsverbandes Nord e.V. wie sich Ertrags- und Ernährungssicherheit mit dem steigenden Wasserbedarf für Feldberegnung unter Berücksichtigung des Klimawandels langfristig vereinbaren lassen.

Einen Lösungsansatz bietet das Uelzener Beregnungsunternehmen mit neuster Technik zur effizienten Ausbringung über ein Gestänge. Mit digitalen Anwendungen zur Ermittlung der Bodenfeuchte per Sonde, der automatischen Sektorensteuerung per App oder die Vernetzung von Daten einer eigenen Feldwetterstation werden modernste Techniken zur Unterstützung der Anbauer angeboten.

Voraussetzung ist die Netzabdeckung in ländlichen Regionen und die Kompatibilität der Anwendungen untereinander, waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig. Eckhard Hinrichs, Vorsitzender des Rübenanbauer- und Aktionärsverbandes Nord e.V. machte klar: Die Politik muss für digitale Infrastruktur und Förderprogramme sorgen, damit sich diese Techniken in der Praxis rechnen!

Im Gespräch mit Digitalstaatssekretär Stefan Muhle wurden die Möglichkeiten zur Förderung von digitalen Beregnungstechniken erörtert. Es sollen weitere Gespräche folgen, um konkrete Maßnahmen zu erarbeiten.

Der niedersächsischer Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Dr. Bernd Althusmann.

EU-Aktionsplan muss grundlegenden Bedarf an Nährstoffen berücksichtigen

Die EU-Kommission will in diesem Jahr einen Aktionsplan für integriertes Nährstoffmanagement ausarbeiten, um die Einhaltung der Anforderungen der EU-Nitratrichtlinie  zu überprüfen. In Deutschland soll dies durch die Düngemittelverordnung umgesetzt werden.

Im Rahmen der Umsetzung der „Farm-to-Fork“-Strategie sollen die Nährstoffverluste bei gleichbleibender Bodenfruchtbarkeit um mindestens 50 Prozent verringert werden. Um dies zu erreichen, müssen einschlägige Umwelt- und Klimavorgaben vollständig umgesetzt und durchgesetzt werden, heißt es seitens der EU-Kommission. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten müsse  ermittelt werden, in welchem Umfang die Nährstoffbelastung zur Erreichung dieser Ziele gesenkt werden muss und wie eine ausgewogene Düngung und eine nachhaltige Nährstoffbewirtschaftung auszusehen hat. Dabei ist auch die Stickstoff- und Phosphorbewirtschaftung während des gesamten Lebenszyklus der Pflanzen zu betrachten.

Die internationale Vereinigung europäischer Rübenanbauer (CIBE) nimmt dazu für den europäischen Rübensektor Stellung. Sie weist darauf hin, dass  aus einer kleinen Saatgutpille im Laufe der Vegetation eine etwa 1.000 Gramm schwere Zuckerrübe heranwächst. Um diese enorme Gewichtszunahme insbesondere der Trockenmasse zu erreichen, benötigt die Pflanze ausreichend hohe Temperaturen, genügend Wasser und nicht zuletzt geeignete und ausreichende Nährstoffe. Nährstoffe werden so weit wie möglich vom Boden bereitgestellt, müssen jedoch durch eine optimale Ausbringung von Dünger ergänzt werden. CIBE betont daher, dass beim geplanten Aktionsplan für ein integriertes Nährstoffmanagement der grundlegende Bedarf der Kulturpflanzen an der jeweils angemessenen Nährstoffversorgung während ihres gesamten Wachstums anerkannt werden sollte. Zudem müsse es einen umfassenden Überblick über bereits bestehenden Praktiken bzw. Systeme geben, die einen angemessenen und gezielten Einsatz von Düngemitteln gewährleisten.

In diesem Zusammenhang erinnert CIBE daran, dass beispielsweise in Frankreich der Einsatz von mineralischem N-Dünger von rund 160 kg/ha in den 1980er Jahren auf weniger als die Hälfte dieser Menge in den 2010er Jahren reduziert wurde. In den Niederlanden wurde in den letzten 20 Jahren mehr als 20 Prozent Stickstoff reduziert. In Belgien, Süddeutschland und Österreich habe sich die Ausbringungen von Stickstoff und Phosphor seit den 1980er Jahre sogar mehr als halbinert. Ferner haben die Beratungsangebote zu einem ausgewogenen Düngemitteleinsatz insbesondere in Dänemark, Schweden und Finnland stark zugenommen.

In Bezug auf das Überangebot an Phosphor in landwirtschaftlichen Böden weist die CIBE darauf hin, dass dieses Problem nicht in der gesamten EU weit verbreitet ist, sondern auf bestimmte Mitgliedstaaten – und hier auf bestimmte Regionen – beschränkt ist. Tatsächlich sind landwirtschaftliche Böden in vielen Regionen der EU mit Phosphor unterversorgt!

Grundsätzlich befürwortet die CIBE einen Aktionsplan, der zu einer weiteren Verbesserung des Einsatzes von Düngemitteln führt – sei es durch weitere Vorteile für Ernteertrag und -qualität und/oder eine weitere Verbesserung der Bodenstruktur und des Bodennährstoffzustands mit wiederum positiven Auswirkungen auf den Ernteertrag und die Qualität. Entsprechende Techniken müssen jedoch für die Erzeuger verfügbar, sicher, effektiv und erschwinglich sein.

Nicht zuletzt sollten innovative Züchtungstechniken dazu beitragen, Pflanzensorten zu entwickeln, die die verfügbaren Nährstoffe effizienter nutzen und damit weniger Düngemitteleinsatz pro produzierter Ernteeinheit erforderlich ist. Daher sollten die EU-Kommission und die Mitgliedsländer so schnell wie möglich ein positives Signal für neue Züchtungstechniken geben und einen einheitlichen gesetzlichen Rahmen dafür schaffen.

Unionsgeführte Agrarressorts legen „Burg Warberger Erklärung“ vor

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges haben die unionsgeführten Agrarressorts Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern Mitte März die „Burg-Warberger-Erklärung“ abgegeben. Diese umfasst 13 Punkte und richtet sich an den Bund, die Europäische Union und die Wirtschaft. Im Rahmen des Ministerbesuchs von Barbara-Otte-Kienast (Niedersachsen) und Sven Schulze (Sachsen-Anhalt) am 10. März 2022 beim Ackerbauzentrum Niedersachsen in Warberg, verlasen die beiden Minister gemeinsam die Länderpositionen.

Im Fokus steht demnach die Ernährungssicherheit. Daher müsse ggf. die Produktion von Biokraftstoffen zurückstehen. Für Deutschland müsse der Selbstversorgungsgrad bei Getreide, Ölsaaten und Eiweißpflanzen erhalten bzw. angestrebt werden, so eine der Forderung der Agrarminister. Kostensteigerungen in der Landwirtschaft durch hohe Energie-, Futter- und Düngemittelpreise sollen an den Verbraucher weitergegeben werden. An die Adresse von Bundesagrarminister Cem Özdemir gerichtet heißt es in der Erklärung: „Wir fordern den Bund auf, seine agrarpolitischen Handlungsspielräume im Interesse der kurzfristigen Abmilderung der Krisenfolgen zu nutzen!“ Hierzu sollte u. a. im Rahmen der Umsetzung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik die vorübergehende Aussetzung von Verpflichtungen zur Flächenstilllegung ermöglicht werden.

Angesichts des Krieges vor den Toren Europas muss „Die gesamte Agrarpolitik auf den Prüfstand“, so Otte-Kienast im Pressegespräch. Minister Schulze ergänzt: „Ökologische Aspekte sind wichtig. Sie müssen aber jetzt für die nötige Zeit ein Stück zurücktreten und  produktionseinschränkende Maßnahmen zurückgefahren werden.“ In diesem Zuge appellierten die Minister auch an die Verantwortung für die Versorgung außerhalb der Grenzen Deutschlands und Europas.

"Burg Warberger Erklärung" Download

DNZ-Verbandsvorsitzender Eckhard Hinrichs (li.) im Gespräch mit dem sachsen-anhaltinischen Landwirtschaftsminister Sven Schulze.
Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kienast und ihr Amtskollege aus Sachsen-Anhalt, Minister Sven Schulze haben am 10.3.2022 die „Burg Warberger Erklärung“ unterzeichnet.

Auswirkungen der russischen Invasion auf den europäischen Zuckersektor

Bedeutung der Landwirtschaft für die strategische Autonomie Europas

Angesichts der schrecklichen Nachrichten in der Ukraine, hat die Internationale Vereinigung der Europäischen Rübenanbauer (CIBE) einige Zahlen und Informationen zur aktuellen Situation der Zuckerproduktion in der Ukraine sowie in Russland zusammengefasst. Dies umfasst auch den Handel mit der EU.

In der Ukraine werden jedes Jahr durchschnittlich rund 1,2 Millionen Tonnen Zucker produziert. Exporte liegen laut der Internationalen Zucker-Organisation (ISO) zwischen 150.000 und 500.000  Tonnen, wobei die Ukraine über ein EU-Freihandelsabkommen von rund 20.000 Tonnen pro Jahr verfügt. Dieses Freihandelskontigent wird überwiegend von Spanien, Rumänien und Bulgarien abgenommen.

Die russische Zuckerproduktion liegt durchschnittlich zwischen 5 und 8 Millionen Tonnen pro Jahr. Für den Export stehen jährlich 0,5 bis 1,5 Millionen Tonnen zur Verfügung, die hauptsächlich von den Nachbarländern Usbekistan, Kasachstan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan etc. abgenommen werden. Die Weißzuckerausfuhren der EU27 nach Russland beliefen sich in den Jahren 2019 und 2020 auf rund 20.000 Tonnen.

Im Falle von Beschränkungen im Zuckerhandel zwischen der EU27 und der Ukraine bzw. Russland hätte dies laut Angaben der CIBE keine größeren Auswirkungen auf die Zuckerbilanz der EU27.

Anders sieht es hingegen bei den Zucker-Nebenprodukten aus, denn die EU27 sind zusammen mit Großbritannien ein Nettoimporteur von Rübenschnitzel mit rund 900.000 Tonnen pro Jahr. Russland, Belarus und die Ukraine sind damit die Hauptlieferanten von Rübenschnitzel in der EU. Die wichtigsten EU-Importeure von Rübenschnitzel sind Spanien, Irland, Dänemark, Italien, Griechenland und Polen. Zudem zählt Russland auch zu einer der Hauptlieferanten von Rübenmelasse in die EU. Hauptabnehmer-Länder sind hier Spanien, Italien, Portugal, Belgien und Dänemark.

Der europäische Dachverband der Landwirte und der landwirtschaftlichen Genossenschaften (copa*cogeca) ruft angesichts der russischen Invasion zu einer vereinten europäischen und internationalen Zusammenarbeit auf. Die Destabilisierung der Ukraine habe bereits wichtige globale Konsequenzen, denn sowohl die Ukraine als auch Russland seien wichtige internationale Agrarexporteure. So bezieht die EU ein Viertel des Getreides aus der Ukraine;  auch Pflanzenöle und Mais gehören zu den wichtigsten Importprodukten der EU. copa*cogeca mahnt an, dass daher nicht nur die Energieversorgung, sondern auch die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle spiele. Um ein starkes und friedliches Europa zu erhalten, sei die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und der Lieferketten grundlegend. EU-Entscheidungsträger müssten daher entschlossen und schnell handeln.

Was sind die politischen Instrumente zur Erreichung der F2F-Ziele?

Die europäische Agrar- und Ernährungswirtschaft gehört zu den ressourcen-effizientesten und nachhaltigsten in der Welt. Sie bedarf daher der Unterstützung der EU-Agrarpolitik, um die Erwartungen der Gesellschaft und der Politik für ein nachhaltiges Lebensmittelsystem weiter zu erfüllen. Dazu sind zahlreiche Innovationen notwendig, die sowohl legislative als auch finanzielle Unterstützung benötigen.

In einer Online-Fachveranstaltung in der vergangenen Woche sind 19 Verbände und Organisationen[1] des Agrar- und Lebensmittelsektors in der EU der Frage nachgegangen: "Farm-to-Fork-Strategie – Was sind die politischen Instrumente, die zur Erreichung der Ziele erforderlich sind?" Hintergrund ist, dass in acht Jahren die Ziele der Farm-to-fork-Strategie umgesetzt werden sollen. Es wurde nach lösungsorientierten Ansätzen gesucht, die auf der derzeitigen Faktenlage aufbauen.

Hinsichtlich Tierwohl benötigt es eine technische, digitale Transformation mit Zugang u. a. zur Biotechnologie und zu Robotik, Gentests, Impfstoffe etc. Um die Auswirkungen der Treibhausgasemissionen in der Tierhaltung zu reduzieren, soll Futter auf nachhaltigen Agrarstandorten angebaut werden und mehr an eine Kreislaufwirtschaft gebunden sein. 

Bei der Agrartechnik steht die Produktivität unter dem Gesichtspunkt seines wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Werts im Vordergrund. Eine zukunftsgewandte (Präzisions-)Technik mit digitalen Lösungen soll zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und gleichzeitig mehr Nachhaltigkeit führen.

Im chemischen Pflanzenschutz werden Substanzen mit geringem Risiko als Ersatz für Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheit beim Verlust synthetischer Moleküle gesucht. Es  braucht Zeit, um tragfähige und innovative Alternativen zu entwickeln, die durch neue Züchtungstechnologien (und ihre Produkte) beschleunigt werden können.

Innovation hört nicht an Grenzen auf. Es besteht daher großer Bedarf an einer zukunftsorientierten Europäische Innovationspolitik unter Berücksichtigung von Ernährungssicherheit und Nachhaltigkeit im Zusammenspiel mit den derzeitigen Lieferketten. Ein weiterer Punkt auf dem Weg zur Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie liegt in der fachlichen Beratung. Nur mit der Erforschung und Weitergabe von Wissen, werde es möglich sein, die  angestrebten Ziele zu erreichen. Dabei sind schnelle, lösungs- und innovationsorientierte Ansätze von lokaler Relevanz, aber globale Reichweite gefragt.

Mit Spannung erwartet die Agrar- und Lebensmittelindustrie nun Vorschläge der EU-Kommission u. a. zur Verlagerung von CO2-Emissionesquellen, zur strategischen Autonomie Europas und zu den Verbraucherpreisen. Im Bekenntnis zur Gemeinsamen Agrarpolitik werden weiterhin zudem einheitliche Richtlinien über Handelspraktiken für eine ausgewogene und transparente Wertschöpfungskette erwartet.


[1] Zu den Unterstützern zählen: Agriculture&Progress, Agri-food Chain Coalition, Animalhealth Europe, AVEC, CEMA, CIBE, Clitravi, CONCERAL, Copa-Cocega, CropLife Europe, EFFAB, ELO, European Livestock Voice, Euroseed, ePURE, FEFAC, FEFANA, UECBV