Aktuelle Meldungen

 

 

Rübenanbauer begrüßen Notfallzulassung

Begrenzter Einsatz von Beizmitteln für Zuckerrübensaatgut in 2021

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat gestern eine Notfallzulassung für das Beizmittel Cruiser an Zuckerrübensaatgut erteilt. Hiermit ist künftig auch in den niedersächsischen Befallsgebieten eine wirksame Bekämpfung von Blattläusen möglich. Diese sind Überträger der gefährlichen Vergilbungs-krankheit, die in Zuckerrüben erhebliche Schäden verursachen kann. Das belegen u.a. jüngste Erfahrungen aus der Rheinregion und aus Frankreich. Auch in Norddeutschland waren im zurückliegenden Anbaujahr vielerorts Virusschäden auf Rübenflächen aufgetreten. Deshalb befürchten Experten eine weitere Ausbreitung in diesen Anbaugebieten.

Der Dachverband Norddeutscher Zuckerrübenanbauer (DNZ) begrüßt die Entscheidung des BVL als Schritt in die richtige Richtung. „Wir müssen im kommenden Anbaujahr die weitere Ausbreitung der Vergilbungskrankheit unbedingt verhindern. Mittelfristig hoffen wir auf resistente Sorten, die aber erst von den Pflanzenzüchtern entwickelt werden müssen“, so der Verbandsvorsitzende Helmut Bleckwenn.

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Zuckerindustrie leistet entscheidenden Beitrag zur CO2- Reduktion

Die Zuckerindustrie leistet schon heute einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen. Im Branchenvergleich ist die Zuckerindustrie sogar führend bei der effizienten Energieerzeugung. Das ehrgeizige Ziel der EU-Kommission, die CO2-Emissionen in der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent reduzieren, hält die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) für den Zuckersektor für machbar.  Eine vom Verein der Zuckerindustrie (VdZ) in Auftrag gegebene Studie zeigt, wie die vollständige Klimaneutralität erreicht werden kann und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind.

Die Studie „Roadmap treibhausgasneutrale Zuckerindustrie in Deutschland – Pfade zur Klimaneutralität 2050“  macht deutlich, dass zur  Erreichung einer treibhausgasneutralen Zuckerproduktion in Deutschland eine generelle Neuausrichtung der Energieerzeugung sowie der Energieträger erforderlich ist. Lösungen bieten Rübenschnitzel, die nicht als Futtermittel, sondern als Energieträger verwendet werden – entweder durch Vergärung zu Biogas oder als Festbrennstoff. Ferner wäre auch der Umstieg auf einen weitgehend elektrischen Fabrikbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien möglich. Alle Maßnahmen benötigen allerdings unterstützende politische Rahmenbedingungen, denn zur weiteren Senkung der CO2-Emissionen braucht es stabile Kostenverhältnisse für bezahlbare und zukunftsfähige Energieträger. Dazu zählen auch stabile Netze im ländlichen Raum und wirtschaftlich tragbare Strompreise. Ebenso muss Gesellschaft und Politik offen sein für die energetische Nutzung von Biomasse.

Auf der Internetseite der WVZ gibt es dazu weitere Informationen: www.zuckerverbaende.de.  Ferner kann dort auch die detaillierte Studie eingesehen werden.

Agrar-Bloggerin berichtet über Zuckerrübenernte in Schleswig-Holstein

Der Zuckerrübenanbau in Deutschland ist durch unfaire, politisch geschaffene Bedingungen weiterhin unter Druck. Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) hat gemeinsam mit der gesamten Zuckerbranche unter dem Motto #WirSindZucker eine Aktion ins Leben gerufen, um Politik und Öffentlichkeit auf Fair Play im Zuckerrübenanbau aufmerksam zu machen. Unterstützung für diese Kampagne kommt jetzt durch sogenannte Influencer, also Meinungsbilder in sozialen Netzwerken. Den Auftakt machte Julia Nissen, bekannter unter dem Namen Deichdeern.

Aktion #WirSindZucker geht weiter

Mit der Kampagne #WirSindZucker wird seit einiger Zeit auf die Bedeutung des Zuckerrübenanbaus für ländliche Regionen und für die landwirtschaftlichen Betriebe hingewiesen. Mit Aktionen wie dem bundesweiten Aktionstag Zukunft Zuckerrübe, dem Aufstellen von Feldrandschildern und Presseterminen werden immer wieder faire Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU von der Politik gefordert. Dies betrifft vor allem die Abschaffung von gekoppelten Zahlungen in den EU Mitgliedsländern oder die einheitliche Regelung von Notfallzulassungen für Neonicotinoide im Zuckerrübenanbau.

Dieses Engagement soll nicht nur auf dem Acker sondern auch in den Sozialen Medien stattfinden. Denn hier werden noch mehr Menschen erreicht. Auf der Facebook- und Instagram-Präsenz der WVZ („Zuckerverbände“) sowie unserer Facebook-Seite finden sich viele Foto- und Video-Beiträge, die für die heimische Zuckerrübe werben. Unterstützung kommt nun auch von Influencern, also Personen, die durch ihre Aktivität in den Sozialen Medien aktiv zur Meinungsbildung in der Öffentlichkeit beitragen.

Deichdeern zu Gast auf dem Zuckerrübenfeld

Mitte November hat die Agrar-Bloggerin Julia Nissen, die unter dem Namen Deichdeern aktiv ist, die Rübenernte in Angeln im Norden Schleswig-Holsteins besucht. Frau Nissen, die mit ihrer Familie in Nordfriesland lebt, schreibt in ihrem Blog, also einem öffentlichen online-Tagebuch, oder auf ihrer Facebook- und Instagram-Seite über alle Themen vom Land, die, wie sie sagt, „ihr Herz höher schlagen lassen – Kind, Küche und Kuhstall“. Zu ihrer Zielgruppe zählen vor allem junge Leute und junge Eltern. „Diese erklären ihren Kindern, wie es in der Landwirtschaft zugeht.“ Mit dem Blog zeichnet sie ein modernes und authentisches Bild von den landwirtschaftlichen Betrieben.  

In ihrem neusten Beitrag berichtet die Deichdeern nun von der Zuckerrübenernte in Norddeutschland. Wie werden die Rüben aus der Erde geholt und wie kommt der Zucker dann in die Tüte? Auch die aktuellen Schwierigkeiten für unseren norddeutschen Rübenanbauer werden von ihr für jedermann verständlich erklärt. Für alle fachlichen Fragen rund um die Zuckerrübe und die Rodetechnik standen ihr Sascha Trefflich von der Agrarservice Steinholz und Juliane Stappenbacher vom Zuckerrübenanbauerverband Schleswig-Holstein zur Seite. Natürlich gehört zu so einem Termin vor Ort auch das Mitfahren auf dem großen Rübenroder. Die Deichdeern war begeistert: „Hut ab vor den Fahrern, die diese riesige Maschine zentimetergenau steuern können.“

Den Blog der Deichdeern finden Sie unter www.deichdeern.com sowie auf Facebook und Instagram unter „Deichdeern.com“.

Zuckerrüben-Ernte im Norden: Deichdeern - alias Julia Nissen - im Gespräch mit Sascha Trefflich von der Agrarservice Steinholz.

Nachhaltig – vom Feld bis in die Fabrik

Schon 2013 hat der EU-Zuckersektor auf die Nachhaltigkeit des Zuckerrübenanbaus hingewiesen und 2015 die Plattform EU Beet Sugar Sustainability Partnership (EUBSSP) ins Leben gerufen. Sie ist eine Initiative der Internationalen Vereinigung der Europäischen Rübenanbauer (CIBE), der Vereinigung Europäischer Zuckerhersteller und der Europäischen Gewerkschaftsföderation für den Landwirtschafts-, Nahrungsmittel- und Tourismussektor.

Ziel der Partnerschaft ist es, die Verbreitung guter landwirtschaftlicher, industrieller, sozialer und ökologischer Praktiken im europäischen Zuckersektor hervorzuheben und eine stabile und zuverlässige Zuckerrübenproduktion in der EU unter wirtschaftlichen und nachhaltigen Gesichtspunkten zu fördern.

Im Rahmen des Europäischen Green Deals macht die Initiative erneut auf die Nachhaltigkeit des europäischen Zuckerrübenanbaus aufmerksam. Unter der Überschrift „Nachhaltigkeit – vom Feld bis in die Fabrik“ dokumentiert sie ferner den Beitrag des Rübenanbaus für Mensch und Umwelt.

Die Züchtung entwickelt Zuckerrübensorten, die unterschiedlichen Ansprüchen gewachsen sind. Das Versuchswesen führt Versuche zum Pflanzenschutz, zur Ernte und Lagerung durch und teilt dieses Wissen mit der landwirtschaftlichen Praxis. Beratung und Industrie entwickeln digitale Instrumente u.a. für die Schadschwellenerkennung und die Überwachung der Pflanzenentwicklung. Bodenschonende Anbautechniken und integrierter Pflanzenschutz sind bereits seit langem Bestandteil eines nachhaltigen Rübenanbaus. Auch in den Zuckerfabriken werden seit Jahren Verfahren zur effizienten Ressourcennutzung erfolgreich umgesetzt. Weiterbildungsmaßnahmen, Vernetzung und Arbeitssicherheit sind weitere soziale und ökonomische Aspekte, die ständig weiterentwickelt werden.

Weitere Informationen zur Nachhaltigkeit des europäischen Zuckerrübenanbaus finden Sie hier

Vom Feld bis zur Fabrik: Zuckerrübenanbau in Europa ist nachhaltig.
Die Plattform EUSBSSP ist eine Initiative der Internationalen Vereinigung der Europäischen Rübenanbauer (CIBE), der Vereinigung Europäischer Zuckerhersteller und der Europäischen Gewerkschaftsföderation für den Landwirtschafts-, Nahrungsmittel- und Tourismussektor. Ziel der Partnerschaft ist es, die Verbreitung guter landwirtschaftlicher, industrieller, sozialer und ökologischer Praktiken im europäischen Zuckersektor hervorzuheben und eine stabile und zuverlässige Zuckerrübenproduktion in der EU unter wirtschaftlichen und nachhaltigen Gesichtspunkten zu fördern.

Pflanzenvirus bedroht heimische Rübenzuckerwirtschaft

Die Zuckerrübe ist in Norddeutschland eine wichtige Kulturart und bereichert so seit vielen Jahrzehnten die vorwiegend durch Getreidearten geprägten Fruchtfolgen. Als Sommerfrucht kann sie die ackerbauliche Bekämpfung resistenter Ungräser unterstützen und zur Mobilisierung von Stickstoffüberschüssen aus tieferen Bodenschichten beitragen. Durch ihre niedrige Wuchshöhe bietet sie Lebensraum u.a. für Vogelarten wie den Kiebitz und die Feldlerche und prägt mit ihrer Vegetationsdauer bis in den Spätherbst auch das Landschaftsbild. Für die Landwirtschaft unterstützt sie die Einkommensdiversifizierung und ist gleichzeitig unverzichtbarer Rohstoff für die regional ansässige Zuckerindustrie. Die gesamte Wertschöpfungskette „Zucker aus Rüben“ sichert zahlreiche Arbeitsplätze im ländlichen Raum und gewährleistet somit eine sichere und nachhaltige Versorgung von Nahrungs- und Futtermitteln.

Seit etwa drei Jahren ist in Deutschland die Anwendung von neonicotinoidhaltigen Beizmitteln an Zuckerrübensaatgut verboten. Seither können Blattläuse als Überträger von Vergilbungsviren nicht mehr ausreichend wirksam bekämpft werden. Im Westen und Südwesten Deutschlands sowie insbesondere in Frankreich und Belgien sind in diesem Jahr, trotz mehrfacher Spritzungen von Insektiziden, erhebliche Schäden durch viröse Vergilbung in Zuckerrüben zu beobachten. In Norddeutschland ist der Befall in diesem Jahr vergleichsweise gering, jedoch sind auf vielen Rübenfeldern gelbe Nester zu beobachten. Erfahrungen aus der Zeit vor Einführung der Neonic-Beizen belegen allerdings, dass auch in den norddeutschen Rübenanbaugebieten starke Schäden durch Vergilbungsviren auftreten können.

Der Befall mit Vergilbungsviren kann bei Zuckerrüben im Extremfall zu Ertragsausfällen von 30-50% führen. Der Klimawandel mit milden Wintern begünstigt das Überleben und die Vermehrung der Blattläuse als Überträger dieser Kalamität. Wirksame Bekämpfungsmöglichkeiten sind derzeit nicht verfügbar, da bei den zugelassenen Insektiziden bereits Resistenzen beobachtet wurden. Die Forschung arbeitet bereits an Alternativen u.a. auch an toleranten Rübensorten, jedoch dürften diese für die Praxis frühestens erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen.

Nach dem Verbot an Zuckerrübensaatgut haben 13 von 19 Mitgliedstaaten in der EU bereits seit 2019 sogenannte Notfallzulassungen für neonicotinoide Beizmittel genehmigt. Vor einigen Tagen hat nun auch Frankreich eine solche Ausnahmeregelung auf den Weg gebracht. Damit befinden sich die deutschen Rübenanbauer in einem erheblichen Nachteil gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern. Sollte sich diese Situation nicht ändern, wird künftig mit einem Rückgang des Zuckerrübenanbaus auch in den norddeutschen Anbaugebieten gerechnet. Damit wären nicht nur die Vielfalt der Kulturarten im Ackerbau sondern auch die Rohstoffversorgung der Zuckerfabriken und damit zahlreiche Arbeitsplätze akut gefährdet.

Vor diesem Hintergrund haben die norddeutschen Zuckerrübenanbauerverbände alle politischen Mandatsträger aufgefordert, sich bei den Bundesministerien für Wirtschaft, Arbeit, Umwelt und Landwirtschaft für eine Notfallzulassung von neoncotinoidhaltigen Beizmitteln im Zuckerrübenanbau einzusetzen. Nur so können dauerhafte und nicht mehr reparierbare Schäden in der Wertschöpfungskette Zucker vermieden werden.

Notfallzulassung für neonicotinoide Rübenbeizen in Frankreich

Die französische Nationalversammlung hat am 6.10.2020 mit großer Mehrheit ein Gesetz für die Ausnahmegenehmigung von neonicotinoidhaltigen Beizmitteln an Zuckerrübensaatgut verabschiedet. Die Sonderzulassung ist beschränkt auf die Jahre 2021-23 und soll von einem umfassenden Monitoring begleitet werden. Ferner gibt es zusätzliche Auflagen (z.B. ein Nachbauverbot von blühenden Pflanzen). Für die Erforschung alternativer Methoden will der französische Staat außerdem finanzielle Mittel für den Rübensektor bereitstellen.

Die positive Entscheidung in Frankreich sollte ein wichtiger Meilenstein auch für eine Notfallzulassung in Deutschland sein. Diese wurde bereits Anfang September von der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) bei den nationalen Zulassungsbehörden beantragt. Deutschland ist derzeit eins von ganz wenigen EU-Mitgliedstaaten, in dem bisher keine Notfallzulassungen für neonicotinoide Rübenbeizen genehmigt wurden.

CIBE schätzt Einnahmeverluste durch Covid-19-Pandemie auf 1,6 Milliarden Euro

Während sich Europa langsam von der Corona-Pandemie erholt, befindet sich der Weltmarktpreis für Weißzucker weiter auf niedrigem Niveau. So geht die internationale Zuckerorganisation (ISO) in ihrem jüngsten Bericht von einer Reduktion des globalen Zuckerverbrauch von 2,1 Mio. Tonnen aus. Das entspricht einem weltweiten Rückgang von 1,2 Prozent.

In Europa ist der Rückgang hauptsächlich auf die Schließung von Bars, Restaurants etc. zurück zu führen. Der französische Zuckerproduzent Tereos schätzt, dass während des Lockdowns 10 Prozent weniger Haushaltszucker konsumiert, 25 Prozent weniger Zucker durch Getränke aufgenommen und 24 bzw. 27 Prozent weniger Zucker in Form von Eis bzw. Schokolade verzehrt wurde. Insgesamt sollen in Europa zwischen 120.000 bis 300.000 Tonnen weniger Zucker konsumiert worden sein als von Experten vor Ausbruch der Pandemie angenommen.

Doch nicht nur der Zucker- auch der Ethanolbereich ist von der Pandemie betroffen. So seien in Brasilien die Ethanolverkäufe um 24 Prozent geringer gewesen als im Vorjahrszeitraum. Die brasilianischen Zuckermühlen haben daher ihre Produktion von Ethanol größtenteils auf Zucker umgestellt. Auch in Europa ist Ethanol weniger nachgefragt worden: im März 2020 ist der Absatz um 10 Prozent und im April 2020 um 55 Prozent gesunken.

Dem sinkenden Konsum steht eine steigende Produktion entgegen: Brasilien beispielsweise erwartet für 2020/21 eine Zuckerproduktion von 38 Mio. Tonnen. Dies entspricht  einer Steigerung um rund 10 Mio. t gegenüber dem Vorjahr. Diese Menge steht dann auch zusätzlich für den Export zur Verfügung. Auch Indien rechnet mit einem größeren Zuckervolumen: Aufgrund erhöhter Niederschläge während der Vegetationsperiode soll aus dem indischen Zuckerrohr 32 Mio. Tonnen Zucker gewonnen werden. Dies ist eine Steigerung um knapp 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Thailand als zweitgrößte Zuckerexporteur der Welt wird seine Zuckerproduktion 2020/21 voraussichtlich ebenfalls steigern, und zwar um 2,4 Prozent auf 8,5 Mio. Tonnen. Nach Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums wird 2020/21 die globale Zuckerproduktion um13,2 Prozent auf 188,1 Mio. Tonnen zunehmen. Weltweit sinken damit die Endbestände nur um 2 Prozent auf 43,55 Mio. Tonnen.

Die durchschnittlichen Zuckerpreise in der EU bewegen sich angesichts der aktuellen Entwicklungen daher eher auf die Zuckerreferenzschwelle von 404 Euro je Tonne zu, statt – wie noch vor Beginn der Aussaat erhofft – auf die Preisschwelle von 500 Euro je Tonne. Dieser Wertverlust von 100 Euro je Tonne ist nach Auffassung der Internationalen Vereinigung der Europäischen Zuckerrübenanbauer (CIBE) als direkte Folge der COVID-19-Krise zu werten. Auch zollfreie Präferenzeinfuhren haben dazu beigetragen, dass teilweise der Weltmarktpreis unter 350 Euro je Tonne Zucker gefallen ist. Dies zeigen auch die Import- bzw. Exportzahlen: Ende Mai 2020 lagen die Zuckerimporte der EU um 8,4 Prozent höher, während die Exporte im gleichen Zeitraum um 57 Prozent unter dem des Vorjahres blieben.

Insgesamt beziffert die CIBE den Wertverlust in der kommenden Saison mit 1,6 Mrd. Euro für den europäischen Rübenzuckersektor.

Auswirkungen von Covid-19 auf den EU-Zuckersektor

Die internationale Vereinigung der Europäischen Rübenanbauer (CIBE) und die Vereinigung Europäischer Zuckerhersteller (CEFS) haben sich am 20. März 2020 angesichts der Ausbreitung des Coronavirus mit einem Brief an den EU-Agrarminister Janusz Wojciechowski gewandt. Darin äußern sie ihre Sorge für den europäischen Zuckersektor als Folge einer Ausbreitung der Covid-19-Pandemie. Die Zuckerrübenanbauer und Zuckerunternehmen stünden vor Herausforderungen, um ausreichend Produkte für den EU-Binnenmarkt im Sinne der Nahrungsmittelsicherheit zu produzieren. Der EU-Zuckersektor sei bereit, seine Ethanol-Produktion auch für pharmazeutische Zwecke zur Verfügung zu stellen, damit etwa ausreichend Desinfektionsmittel produziert werden könnten. Ferner machen CIBE und CEFS darauf aufmerksam, dass Zucker ein wesentlicher Bestandteil unserer Nahrung ist und daher der Transport in EU-Länder weiterhin sichergestellt werden müsse.

Die sich gerade erholende Zuckermärkte haben mit dem Ausbruch von Covid-19 einen jähen Dämpfer erlitten: Die Weltmarktpreise für Zucker sind seit Mitte Februar um 25 Prozent eingebrochen. Dies ist u. a. auf niedrige Ölpreise und Währungsverfall zurückzuführen. Durch den derzeitig ungünstigen Wechselkurs von US-Dollar und Brasilianischem Real will Brasilien daher seine Rohrzuckerverarbeitung von Ethanol- auf Zuckerproduktion umstellen und damit vermehrt Zucker für den Weltmarkt produzieren. Da der Weltzuckermarkt eng mit dem EU-Zuckermarkt verknüpft ist, befürchten CIBE und CEFS durch diese Maßnahme zusätzlichen Druck auf den europäischen Markt.

Nach drei Krisenjahren auf dem EU-Binnenmarkt appellieren beide zuckerwirtschaftlichen Spitzenverbände daran, dass von Covid-19 ausgehende Risiko für den Zuckersektor durch marktpolitische Eingriffe zu minimieren. Gefordert wird ein Sicherheitsnetz mit Hilfen für die private Lagerhaltung. Damit soll ein erneuter Preisverfall verhindert oder zumindest eingedämmt werden. Laut Angaben beider Verbände sind 360.000 Menschen im EU-Zuckersektor beschäftigt – 80 Prozent davon in ländlichen Gebieten.

Versuche zum Reihenabstand angelegt

Am 31.03. wurde der Großflächenversuch zum Reihenabstand am Standort Schellerten-Bettmar angelegt. Im Gemeinschaftsprojekt von Zuckerrübenanbauerverbänden, Grimme und Nordzucker geht es um die Kernfrage, ob mit einer Erhöhung des Reihenabstands vergleichbare Zuckererträge erzielt werden, wie beim Standard mit 45 cm. Begleitet wird das Projekt durch eine Bachelorarbeit an der Fachhochschule Osnabrück.

Neben dem Reihenabstand werden auch die Abstände in der Reihe und somit die Bestandesdichte verändert. Bei größeren Reihenabständen können sich Kosteneinsparungen bei der Ernte ergeben und außerdem sind die Möglichkeiten einer mechanischen Unkrautbekämpfung verbessert. Als negative Effekte könnte bei größerem Reihenabstand ein verstärkter Durchwuchs von Restverunkrautung und mehr Erosion entstehen. Die Versuche befinden sich im zweiten Jahr. Zu den zweijährigen Ergebnissen soll im Laufe des kommenden Winters informiert werden.

Als Standard wurde eine 12-reihige Drillmaschine mit 45 cm Reihenabstand genutzt.
Aussaat mit 5-reihiger Versuchsdrillmaschine und einem Reihenabstand von 60 cm.

Grüne Woche: Zuckerrüben zum Schmecken und Anfassen

Wieviel Sauerstoff wird auf einem Hektar Zuckerrüben produziert? Welchen Beitrag leisten Rüben für den Klimaschutz? Und wieviel Zucker steckt eigentlich in der Rübe? Diese und vielen anderen Fragen wurden auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) auf dem Zuckerstand der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker (WVZ) beantwortet. Zahlreiche Schulklassen besuchten den Stand in der Halle des Erlebnisbauernhofes. Sie wurden von Vertretern der Rüben- und Zuckerwirtschaft begrüßt. Von der Aussaat bis zur Ernte und Verarbeitung erfuhren die Schüler, wie aus einer kleinen Rübenpille Zucker für Nahrungsmittel, Futter für Tiere und Energie für unterschiedliche Lebens- und Verarbeitungsbereiche gewonnen wird. Auch zahlreiche Politiker statteten dem Stand einen Besuch ab. So informierte sich beispielsweise Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft über die aktuell dringendsten Herausforderungen im heimischen Zuckerrübenanbau. Wettbewerbsverzerrungen wie gekoppelte Beihilfen für Rüben in anderen EU-Ländern oder unterschiedliche Vorschriften zu Pflanzenschutzmitteln machen den heimischen Rübenanbau zu schaffen. Diese politisch gemachten Ungleichheiten können nur auf Bundes- und EU-Ebene gelöst werden. Dazu bleiben die Verbände auch weiterhin im Gespräch. Die Grüne Woche bietet dazu eine gute Gelegenheit.

Während der IGW kam der WVZ-Hauptgeschäftsführer Günter Tissen mit Bundesministerin Julia Klöckner ins Gespräch.