Die Zeichnung der Lieferverträge bei der Nordzucker AG für den Rübenanbau zur Kampagne 2018 ist abgeschlossen.
Dabei war festzustellen, dass für das zweite Anbaujahr nach Wegfall der Zuckerquoten und Mindestpreise weiterhin großes Interesse am Rübenanbau besteht.
Grundlage für die Ausgabe der Zuckerrüben-Lieferungsverträge ist die Gesamt-Bedarfsmenge der Nordzucker AG für die Fabriken Uelzen, Nordstemmen, Clauen, Schladen und Klein Wanzleben.
Diese wird jährlich im Voraus von der Nordzucker AG in Abstimmung mit den Holdinggesellschaften auf Basis von Markteinschätzungen und Absatzplanungen festgesetzt.
Für 2018 wurde die gesamte Rübenbedarfsmenge der Nordzucker AG im Vergleich zum Vorjahr 2017 nochmals leicht erhöht (ca. + 3 Prozent).
Die Zuteilung der Vertragsmengen auf die einzelnen Rübenanbauer erfolgt (wie bereits im vergangenen Jahr) nach den Vorgaben der Gesellschaftssatzungen in zwei Schritten:
1. Zuerst werden alle Lieferansprüche aus den nachgewiesenen Kapitalanteilen der einzelnen Betriebe bedient.
2. Die von den Anteilsinhabern nicht genutzten Lieferansprüche ergeben die sogenannte Freie Menge.
Letztere wird allein durch die Nordzucker AG ohne Mitwirkung der Anbauerverbände und Holdinggesellschaften nach selbst festgesetzten (wirtschaftlichen) Kriterien zugeteilt.
Für Rübenanbauer mit Nordstemmen oder Klein Wanzleben als nächst gelegenem Werk gab es eine Vorabzusage von Nordzucker für Freie Menge bis 80 km Entfernung und Deckelung bei 1 Mio. Tonnen.
Diese Zusage basierte auf dem Zeichnungsverhalten der Rübenanbauer für 2017 und unter der Annahme unveränderter Markteinschätzungen für Konkurrenzfrüchte.
Die tatsächliche Nachfrage aller Rübenanbauer für Vertragsmengen zum Anbau in 2018 hat jedoch die Erwartungen sämtlicher Verantwortungsträger außerordentlich übertroffen.
Aus diesem Grund und unter Beachtung der Sonderzusagen für Nordstemmen und Klein Wanzleben ergibt sich eine im Vergleich zum Vorjahr völlig unterschiedliche Zuteilung der Freien Mengen.
Als Reaktion auf die deutliche Überzeichnung, haben kurzfristig gemeinsame Überlegungen stattgefunden, die eine Erhöhung der Gesamtvertragsmenge und zum Angebot von zusätzlicher Freier Menge zum Ziel hatten.
Nach internen Beratungen und Verhandlungen zwischen Nordzucker, Holdinggesellschaften und DNZ haben wir einvernehmlich davon Abstand genommen.
Diese Entscheidung ist wie folgt zu begründen:
- Zur bevorstehenden Kampagne wurde EU-weit die Rübenanbaufläche um etwa 240.000 Hektar ausgedehnt (+18 Prozent)
- Die EU-Kommission geht in ihrer ersten Schätzung zum Zuckermarkt in 2017/18 von einer Erzeugung um 20 Millionen Tonnen aus (+ 20 Prozent).
- Weltweit wird bereits im laufenden Zuckerwirtschaftsjahr mit einem Produktionsüberhang von bis zu 3 Millionen Tonnen gerechnet.
- Seit Frühjahr dieses Jahres ist der Weltmarktpreis für Weißzucker an der Londoner Börse um mehr als 100 Euro je Tonne gefallen.
- Marktexperten (u.a. auch Nordzucker) erwarten zunehmenden Preisdruck zum Ende dieses Jahres auch für das Absatzgebiet in der Europäischen Union.
- Jede heute zusätzlich geplante Rüben- bzw. Zuckermenge kann deshalb, ohne ausreichende Kenntnis der Vermarktungsmöglichkeiten, frühestens erst Ende 2018 abgesetzt werden.
- Nach aktuellen Einschätzungen würde ein Absatz am Weltmarkt oder über Bioethanol keine wettbewerbsfähigen Rübenpreise ermöglichen.
- Bei unveränderten Fabrikkapazitäten führt eine Erhöhung der Rübenmenge zu einer zusätzlichen Verlängerung der Kampagne mit zusätzlichen Risiken.
Vor diesem Hintergrund bitten wir um Verständnis für die aktuelle Situation. Die jetzt vorliegenden Erfahrungen zeigen aber, dass wir uns für die Zukunft gemeinsam um eine sinnvolle Anpassung der Entscheidungskriterien zur Zuteilung der Freien Menge kümmern müssen. Dem DNZ und seinen Mitgliedsverbänden ist es wichtig, dass Zuckerrübenverträge weiterhin zu einem wirtschaftlichen attraktiven Preis angeboten werden, der auch mit anderen Ackerfrüchten mithalten kann